Alte Aula der Universität Göttingen

Architekturgeschichte

Die Aula am heutigen Göttinger Wilhelmsplatz ist eines der wichtigsten Universitätsgebäude, das zeitlich zwischen der ersten Bauwelle nach der Gründung im 18. Jahrhundert und den Erweiterungsbauten durch die Preußische Kultusverwaltung nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 entstand. Das vom Universitätsarchitekten Otto Praël (1793 bis 1862) entworfene Aulagebäude wurde 1837 anlässlich der Hundertjahrfeier der Georgia Augusta eingeweiht. König Wilhelm IV. von Großbritannien und Hannover hatte das Gebäude gestiftet und damit dem Wunsch der Universität nach einem Repräsentationsbau für feierliche Anlässe entsprochen. Die spätklassizistische Fassade zeigt eine reiche Bauplastik in Naturstein geschaffen von dem damals am hannoverschen Hof tätigen Bildhauer Ernst von Bandel, der auch das Denkmal mit der Statue von König Wilhelm IV. auf dem Wilhelmsplatz schuf, dem Platz im Zentrum der alten Universität.

Noch heute steht die Aula mit ihren über 500 Sitzplätzen vorzugsweise für universitätsinterne Veranstaltungen zur Verfügung.

Innenraum

Innen erwartet den Besucher ein zweigeschossiger klassizistischer Prachtsaal par excellence. Der Saal ist für Kammerorchester und kleinere Ensembles, wie auch den historischen Steinway D gleichermaßen geeignet. Die Akustik ist phänomenal. Hinter dem Rednerpult der Großen Aula befindet sich die Königswand mit den Porträts aller britisch-hannoverschen Herrscher von der Gründung der Universität 1737 bis zur Annexion durch Preußen 1866. Diese hatten sich allesamt das Amt des Rektors vorbehalten, so dass der höchste Repräsentant der Universität vor Ort in Göttingen der Prorektor war. Das Gebäude enthält zusätzlich das Büro des Präsidenten der Universität und den Sitzungssaal der Akademie der Wissenschaften. Der Karzer der Universität befindet sich auf zwei Etagen an der rückwärtigen Gartenseite des westlichen Flügels, also hinter dem Saal der Akademie. Im ersten und zweiten Stock sind hier je vier Zellen angeordnet, die farbenprächtig mit naiven Malereien der einst einsitzenden Studenten versehen sind. Der obere Karzer kann als kleines Museum der Universitäts- und Studentengeschichte mit der Aula besichtigt werden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein besaß die Universität die alleinige Gerichtsbarkeit über ihre Angehörigen. Für Göttinger Studenten war ein Aufenthalt von bis zu 14 Tagen Dauer möglich. Strafbare Vergehen waren unter anderem Beleidigung, öffentliche Trunksucht, nächtliches Lärmen, Faulheit und zu schnelles Reiten in der Stadt. Der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck verbrachte hier insgesamt 18 Tage. Zeitweise gehörte es für den Göttinger Studenten sogar zum guten Ton, eine Nacht im Karzer verbracht und sich auf den weiß gekalkten Wänden verewigt zu haben.

Tonraum

Die alte Aula der Universität zählt zu den deutschlandweit bedeutenden Tonräumen für Kammermusik. Sie ist regelmäßiger Aufführungsort der Kammermusikgesellschaft Göttingen und der Internationalen Händelfestspiele Göttingen.

“The Aula is a wonderful place to perform, something I have done many times. The acoustics are perfect for chamber music, even an orchestra. One can hear everything so clearly and there is a beautiful, warm resonance that makes the tone of instruments sound magical. I would say that it is the perfect hall to show off the QUARTET OF HOPE of string instruments.“ Nicholas McGegan, ehemaliger künstlerischer Leiter der Internationalen Händelfestspiele Göttingen und Gründer des Festspielorchester Göttingen.

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